Schokolade und Ihr Ursprung

Die Geschichte des Kakao

Für uns zählt heute die morgendliche Tasse Kakao, die nicht nur Kindern serviert wird, zum normalen Alltag. Aber dies war nicht immer so. Als die Spanier den Kakao aus Amerika nach Europa brachten, erregte er die Gemüter und war Anlass vieler Diskussionen. Vor allem bei der Aristokratie und den privilegierten Klassen der Gesellschaft rief er große Begeisterung hervor.







Von den Azteken zu den spanischen Kolonisatoren


Kakao - das erste exotische Getränk, das in Europa auftauchte - war bei verschiedenen, in Mittelamerika lebenden Völkern schon seit Jahrtausenden bekannt. Bei den Azteken stand er in hohem Ansehen. Sie tranken ihn mit Pfeffer und manchmal mit Mais oder Früchten gewürzt während religiöser Zeremonien oder Festen.

Seine medizinische Wirkung war ebenfalls bekannt: als Getränk mit stärkender und aphrodisischer Wirkung oder als Kakaobutter zur Behandlung von Verbrennungen und Verletzungen. Die Bohnen selbst wurden als Zahlungsmittel genutzt. Damit konnten Nahrung, Kleidung oder Sklaven gekauft werden.


Der Konquistador Hernan Cortés und seine Männer landeten 1519 in Mexiko. Dort stießen sie auf dieses seltsame Getränk und waren erstaunt über sein Aussehen und seinen bitteren Geschmack: Die Zugabe von Agavensirup (ein natürliches Süssungsmittel) oder Honig machte es für sie besser verträglich. Cortés witterte ein großes Geschäft mit diesem Getränk und kehrte 1528 mit Kakaobohnen und den notwendigen Utensilien für ihre Zubereitung nach Spanien zurück. Am Hof Karls V. hielt sich die Begeisterung allerdings in Grenzen.


So dauerte es noch einige Jahrzehnte, bis der Kakao sich durch setzte. Dazu mussten sich erst Missionarinnen in Mexiko niederlassen und die geniale Idee entwickeln, ihn zu zuckern. So wurde am Ende des Jahrhunderts Kakao in Spanien ein hochgeschätztes und begehrtes Getränk. Man trank ihn überall, sogar auf der Straße und zu jeder Uhrzeit.


Der Kakao verführt Europa


Nach Spanien entdeckten auch andere Länder Europas im 17. Jahrhundert den Kakao und begeisterten sich für dieses neue Getränk. Eine echte „Kakao-Manie“ ergriff die Aristokratie und die Priesterschaft. Da er teurer war als Tee oder Kaffee, blieb Kakao lange Zeit ein elitäres Getränk. Er gehörte zu jeder guten Gesellschaft dazu. Gerne trank man ihn nach dem Aufstehen, aber auch den ganzen Tag über. Er wurde bei gesellschaftlichen Anlässen oder unter Freunden als Erfrischung gereicht.

Bereits damals wurde das Azteken-Getränk als Aphrodisiakum angesehen, ein Ruf, der ihm lange anhing. Deshalb setzten viele Kakao auch mit Sinnlichkeit gleich. Ein Arzt schrieb 1702, dass „seine stimulierenden Eigenschaften sich dazu eignen, die Glut der Leidenschaft zu entflammen.“ Das erklärt auch, warum dieses Getränk lange Zeit Erwachsenen vorbehalten war. 


Diskussionen rund um den Kakao


Dieses neuartige Getränk warf auch zahlreiche Fragen auf. Die Kirchenvertreter fragten sich, ob Kakao als Getränk oder Nahrungsmittel zu betrachten sei, ob man ihn demzufolge während der Fastenzeit trinken könne oder ob er nicht eher das Fasten bräche.

Auch bei den Ärzten gab es unterschiedliche Meinungen. Einigen zufolge war Kakao schädlich, weil er die Verdauung beeinträchtigte. Die meisten jedoch lobten seine positiven medizinischen Eigenschaften und empfahlen ihn bei Magenschmerzen, Verdauungsproblemen, bei Husten, Fieber oder Schwindel. Man konnte ihn genau wie Kaffee oder Tee am Ende einer Mahlzeit trinken.


Kakao heute


Eine ernsthafte Konkurrenz


Seit dem 19.Jh. macht Schokolade in fester Form der Trinkschokolade ernsthafte Konkurrenz. Fortschritte bei der industriellen Schokoladenherstellung ermöglichten die verschiedensten Produkte: Schokoladentafeln, Pralinen, später auch Schokoriegel oder Brotaufstrich wurden in einer unerschöpflichen Vielfalt erhältlich. Gleichzeitig fielen die Preise kontinuierlich, so dass Schokolade sich in allen Gesellschaftsschichten verbreitete. Lange Zeit nur den Erwachsenen vorbehalten, wird Schokolade nun auch Teil der Kinderernährung.


Gesundheit und Genuss


Bei Kindern und Jugendlichen bleibt Trinkschokolade der Klassiker zum Frühstück oder zwischendurch. Schokoladenpulver gibt es erstmals im 20.Jh. Dabei handelte es sich um eine in Milch lösliche Mischung aus Kakao und Zucker, angereichert mit Vitaminen, Mineralsalzen, Gerstenmehl, Malz oder anderem Getreide. So mischte die Marke Banania, die 1912 auf den Markt kam, Kakao mit Getreide und Bananenmehl.

Ovomaltine, das von einem Schweizer Apotheker entwickelt wurde, war zunächst ein Stärkungsmittel auf Malzbasis für Personen mit labiler Gesundheit. Sein Sohn, Albert Wander, verfeinert es 1906 zu einem schmackhaften Getränk, indem er Kakao, Ei und Milch hinzufügte (heutzutage wird das Pulver ohne Eier hergestellt). Kinder und Erwachsene waren davon gleichermaßen begeistert. Auch Sportler machen Werbung für dieses Erzeugnis. Als Produktargumente dienen Geschmack und Gesundheit, die seine ausgewogene Zusammensetzung sowie die nahrhafte und stärkende Wirkung betonen.


Kakao findet auch in traditionellen Gerichten Verwendung - wie in den Churros aus Spanien, eine Art von Krapfen, die in heiße, sämige Schokoladensauce getaucht werden. Oder auch Bicerin aus Turin, ein traditionelles Rezept, das nach wie vor beliebt ist: Es besteht aus einem Drittel Kaffee, einem Drittel heißer Schokolade und einem Drittel Sahne.



Quellenangaben:

~ Alimentarium.org

~ CONSTANT, Christian, 1999. Du chocolat discours curieux. Paris : Éditions Ramsay.

~ KHODOROWSKY, Katherine et ROBERT, Hervé, 2009. Tout sur le chocolat. Paris : Odile Jacob.

~ HUETZ DE LEMPS, Alain, 1996. Boissons coloniales et essor du sucre. In : FLANDRIN, Jean-Louis et MONTANARI, Massimo, 1996. Histoire de l’alimentation. pp 631-634. Paris : Fayard.

~ FUMEY, Gilles, 2013. Le roman du chocolat suisse. Pontarlier : Éditions du Belvédère.

~ DE CONTENSON, Elisabeth, 2010. Le chocolat et son histoire. Paris : Archives & Cultures.

~ GASPARD-DAVID, Elise, 1991. L’homme et le chocolat. Lyon : éditions du Muséum de Lyon.


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